Über Potenzstörungen wird meist geschwiegen, aus Scham oder Angst. Dabei sind sie auch unter jungen Männern keine Seltenheit mehr.
Studien zufolge leidet etwa jeder fünfte Mann an einer erektilen Dysfunktion. Die Dunkelziffer liegt vermutlich bedeutend höher. Doch die Scham und die Angst vor negativen Kommentaren lassen die Betroffenen lieber schweigen, als zum Arzt zu gehen. Stattdessen ziehen sie sich zurück und hadern mit sich und ihrer Männlichkeit, die sie mehrheitlich über ihre Sexualität definieren. So wirkt sich das Schreckgespenst Impotenz langfristig nicht nur auf die eigene Psyche, sondern auch auf Partnerschaft und Familie aus.
Die Ursachen für Impotenz sind vielfältig. Stress, Leistungsdruck, starker Alkoholkonsum oder Übergewicht können sich negativ auf die männliche Erektion auswirken. Doch eine Störung der Potenz kann auch Vorbote ernsthafter Erkrankungen sein und steht häufig im Zusammenhang mit Herzerkrankungen oder Diabetes. Umso wichtiger, das Schweigen zu brechen und das Bild vom starken Mann zu überdenken, der keine Schwächen eingestehen darf.
Mann sein trotz Impotenz – geht das?
Wie es sich anfühlt, mit Impotenz zu leben, erzählt Walter Raaflaub in seinem Buch »Tote Hose – Worüber Männer schweigen«. Der von seinen Patienten geschätzte Allgemeinmediziner erhielt 2002 die Diagnose Prostatakrebs. Eine radikale OP beseitigte zwar das Karzinom, hinterließ dafür aber die erektile Dysfunktion. In seinen Tagebucheinträgen schildert der Autor ungeschminkt und ehrlich seinen Leidensweg und gibt Betroffenen mit fachlichen Tipps und viel Humor die Hoffnung zurück. Sein erbauliches Fazit: Mannsein hängt niemals nur von der Potenz ab.
Was ein Erdbeben für die Erde ist, das kann Krankheit sein für den Menschen. Mauern, von denen man glaubte, sie ständen für die Ewigkeit, stürzen ein und begraben alles, was dir lieb war.
Walter Raaflaub in »Tote Hose«
Weitere Infos zum Buch
Walter Raaflaub
Tote Hose
Worüber Männer schweigen
Wörterseh Verlag
336 Seiten, Taschenbuch
17,90 €
ISBN 978-3-03763-317-5
Über den Autor
Dr. med. Walter Raaflaub betrieb als Allgemeinpraktiker eine Praxis, als er die Diagnose Prostatakrebs erhielt. Rückblickend war diese eine Chance für ein noch innigeres Zusammenleben mit seiner Frau Renata.